Neue Veranstaltungsreihe: Landtagskandidaten stellen sich vorWird die Landwirtschaft von der Politik allein gelassen und von den Verbrauchern überfordert?

Neue Veranstaltungsreihe: Landtagskandidaten stellen sich vor

Wird die Landwirtschaft von der Politik allein gelassen und von den Verbrauchern überfordert?

Zu diesem Thema hatten die Liberalen Senioren zu Ende April den Landtagsabgeordneten  Hermann Grupe, Dipl.-Ing. agr., eingeladen. Er ist landwirtschaftlicher Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Mitglied im Landesfachausschuss „Ländlicher Raum, Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz“ und Landwirt aus Leidenschaft. Seine landwirtschaftlichen Betriebe führt er mit seinen beiden Söhnen weiter, einen konventionellen und einen Bio-Betrieb, und er weiß somit, wovon er spricht.

Die provozierende Frage sollte den Zielkonflikt von artgerechter Tierhaltung, Umweltschutz und bezahlbaren Lebensmitteln sowie überlebensfähigen Höfen beleuchten. Hermann Grupe kennt den Konflikt und weiß auch, dass den Landwirten zu wenig Wertschätzung entgegengebracht wird. Der Gesetzgeber betreibt sehr oft Symbolpolitik, die ohne landwirtschaftliche Fachleute beschlossen und nicht zu Ende gedacht wird.

Die Konsumenten fordern mehr Tierwohl, sind aber nicht bereit, die höheren Preise für gutes Fleisch zu zahlen: „Der Grill darf teuer sein, beim Fleisch wird gespart“, sagt Grupe. Auch von den höheren Preisen von Weidemilch oder Biomilch kommt beim Erzeuger kaum etwas an.

Der Krieg in der Ukraine bringt ein weiteres Problem mit sich: Die Versorgung mit Dünger, Strom und Dieselkraftstoff ist noch gesichert, aber zu exorbitant hohen Preisen. Und die Mengen können noch knapper werden! Aber die Weizenpreise sind doch kräftig gestiegen? Ja, die Ackerbaubetriebe haben einen großen Teil der Ernte schon vorher verkauft. Und Tierhalter müssen mehr Geld für Futtermittel zahlen.

Brachflächen haben sich als biologisch nicht sinnvoll erwiesen und belasten die Umwelt mehr als sie nützen. Als Reaktion auf die Verknappung des Getreides hat Landwirtschaftsminister Cem Özdemir den Futtermittelanbau auf ökologischen Vorrangflächen genehmigt. Wenn die jetzige Trockenheit noch weiter anhält, werden die Preise weiter steigen.

Um das Tierwohl zu verbessern, müssen Ställe umgebaut werden, denn die Nutztiere sollen mehr Lebensraum bekommen und Zugang nach draußen. Das kostet Geld. Schon jetzt kostet in Deutschland ein Schwein beim Erzeuger 50 Euro mehr als in anderen EU-Ländern. Im Bundeshaushalt ist für die Finanzierung der Umbauten eine Mrd. Euro vorgesehen, aber das reicht lt. Einschätzung der Borchert-Kommission nicht aus. „Das müssen mindestens 4 Mrd. jährlich sein.“

Zum Abschluss seines Vortrages hob Hermann Grupe noch die gute Ausbildung der Landwirte hervor, aber ohne staatlich Hilfen, ob von der EU oder aus Berlin, können ihre Höfe nicht überleben, denn die wirtschaftlichen und klimatischen Bedingungen sind bereits in der EU sehr unterschiedlich.

Und ich habe festgestellt, dass das Thema Landwirtschaft zu komplex ist, um es in einem zweistündigen Vortrag abzuhandeln. Deshalb werden wir die Reihe fortsetzen.